Letztes Jahr fing ich an von einem Auslandsaufenthalt - einem Schüleraustausch - zu träumen, und dieser Traum ist nun Wirklichkeit geworden. Ich habe drei Wochen, vom 21.04.24 bis zum 12.05.24, vor den Toren von Paris - der Stadt der Liebe - gelebt und werde diese Zeit nie wieder vergessen.
Aber erstmal, wie alles angefangen hat: Am Anfang des Schuljahres erfuhr ich von Round Square, einem Netzwerk von über 250 gleichgesinnten Schulen in 50 verschiedenen Ländern, welches auch Schüleraustausche zwischen den verschiedenen Mitgliedsschulen (zu der auch unsere Klosterschule Roßleben gehört) organisiert. Nachdem ich mich entschlossen hatte, einen Austausch machen zu wollen, setzte ich mich mit Frau Radecker in Kontakt, da sie zuständig für diesen Bereich ist. Und nach langem Erzählen, Planen und Überlegen stand es eines Tages dann fest: ich würde einen Austausch nach Paris, um genauer zu sein nach Maisons-Lafitte, machen.
Die Zeit des Wartens dauerte ewig und doch kam der Tag der Abreise dann irgendwie unvermittelt kurzfristig. Man packt Koffer, verabschiedet sich von Freunden, Familie, zu Hause, steigt ins Auto und fährt los. Drei unvergessliche Wochen beginnen. Meine erste Woche an der neuen Schule und im neuen Umfeld waren vor allem eins: aufregend. Ich lebte mich im Internat ein und hatte meinen ersten Schultag an der „Ermitage International School of France“. Das Wort “International” zeigt schon die erste Besonderheit der Ermitage, da man hier zum einen französischen aber auch einen internationalen, also englischsprachigen, Schulabschluss erreichen kann. Das ist eine große Chance, da so viele Schüler, die nicht fließend Französisch sprechen (wie ich zum Beispiel), an dieser Schule lernen können. So lernte ich an meinem ersten Tag Jugendliche aus den Niederlanden, Belgien, China, Schweden, Kanada, USA und vielen anderen Ländern kennen.
Natürlich fielen mir auch Unterschiede zum deutschen Schulsystem und der Klosterschule in den drei Wochen auf. Zum Beispiel gab es ein Fach namens “I&S”, eine Mischung aus Geografie und Geschichte, und wir hatten auch eine längere Mittagspause von 50 Minuten. Außerdem begann der Unterricht erst um 8.30 Uhr, was viel mehr Zeit ließ, um sich entspannt fertig zu machen, dafür ging der Schultag aber auch jeden Tag bis 15.20 Uhr. Nachdem ich meine erste Schulwoche geschafft hatte, kam das langersehnte Wochenende. Ich hatte Zeit, mich in Maisons-Lafitte umzusehen und in der Umgebung in eine Bäckerei zu gehen. Das tat ich dann auch, kaufte mir ein Eclair und lief durch die Straßen von Maisons-Lafitte.
In der 2. Schulwoche von Dienstag, 31.4.24, bis Freitag, 3.5.24, unternahm mein Jahrgang eine Klassenfahrt nach Lesigny, ein Ort zwei Stunden von Paris entfernt. Und ich durfte mitkommen! Lesigny war - trotz Regen und Wolken - toll, wir machten Outdoor- und Survivor-Aktivitäten (zum Beispiel lernten wir, wie wir ein Feuer machen und spielten Archery-Tak, eine Sportart mit Pfeil und Bogen), gingen in einen Kletterwald und machten am letzten Tag noch einen Ausflug nach Provins, eine süße Stadt mit wunderschönen Häusern. Dort schauten wir uns eine Vogel- und gleich danach noch eine Pferdeshow an.
Am Wochenende zeigte sich dann das erste Mal seit meiner Ankunft in Paris die Sonne und es wurde wärmer. Ich nutzte die Zeit, um einkaufen zu gehen und in dem Park von Maisons-Lafitte ein bisschen Zeit zu verbringen.
Nun fing meine letzte Woche an, obwohl man das eigentlich gar keine ganze Woche nennen kann, denn wir hatten wegen Feiertagen nur Montag und Dienstag Unterricht. Ich genoss meine letzten beiden Schultage in vollen Zügen und das Verabschieden von den Menschen, die in meiner Zeit an der Ermitage meine Freunde gewesen waren, war doch nicht einfach... Das Wochenende brachte jedoch neue Energie und war sehr schön. Nur wenige Interne würden an den freien Tagen im Internat bleiben, also organisierte die Ermitage viele schöne Events, wie zum Beispiel ein Picknick, welches wir wegen schlechtem Wetter jedoch nach drinnen verlegen mussten, einen Abend in einer Pizzeria und - mein persönliches Highlight - ein Ausflug in die Pariser Innenstadt. Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben den Eiffelturm, den Arc-de-Triumph und – wenn auch nur von außen - den Louvre. Es war das schönste Wetter seit dem Tag, an dem ich angekommen war, und Paris ist eine wunderschöne Stadt. Mit der Metro fuhren dann die anderen Mädchen und ich zurück nach Maisons-Lafitte und aßen dort noch ein Eis. Der Tag war aber auch deshalb so besonders, weil es der Tag war, an dem ich meine Familie wiedersehen würde.
Am nächsten Tag fuhr ich mit meiner Familie nach Paris und wir schauten uns Notre Dame und Sacre Coeur an und liefen durch das Künstlerviertel Montmartre.
Und nach einer unbeschreiblichen Zeit kam der schwierigste Tag meines Austauschs: der Abschied! Du lebst für ein paar Wochen weit weg von zu Hause und ein neuer Ort wird dein zu Hause. Ich werde nie in meinem Leben das Sully-Boardinghouse vergessen, in dem ich gelebt habe, oder die Menschen, die ich kennengelernt habe und ohne die mein Austausch nur halb so interessant gewesen wäre. Und auch wenn nicht immer alles einfach war, ich Heimweh hatte und mich zwischenzeitlich gefragt habe, wieso ich nochmal unbedingt einen Austausch machen wollte, hat sich alles gelohnt! Jede kleine Emotion und Erinnerung ist wichtig und hat mich weitergebracht. Ich bin all den Menschen, die mir dieses Erlebnis ermöglicht haben, so dankbar, und alle die ich in dieser Zeit kennengelernt habe werde ich nie vergessen. Ich sage DANKE zum Sully Boardinghouse, welches ein wahres zu Hause für mich geworden war. Und zum Ende kann ich nur noch eins sagen: Danke Round Square und Frau Radecker für die unvergesslichsten Wochen meines Lebens!